Wie das Hörorgan aufgebaut ist

Binauraler Hörvorgang - Copyright Neuroth

Das gesamte Ohr, also unser Hörorgan, besteht aus dem äußeren Ohr, dem Mittelohr, dem Innenohr, dem Gleichgewichtsorgan, dem Nervensystem sowie dem Hörzentrum.

Das äußere Ohr

Die Aufgaben der Ohrmuschel bestehen darin, den ankommenden Schall zu bündeln und die Windgeräusche zu dämpfen. Sie ermöglicht es uns, Richtungen zu orten und räumlich zu hören.

Der Gehörgang

Der Gehörgang schützt das Trommelfell sowie das Mittelohr und besitzt aufgrund seiner anatomischen Gegebenheiten eine gewisse Eigenverstärkung.

Das Mittelohr

Die Flächenunterschiede zwischen Trommelfell und dem ovalen Fenster sowie die Hebelwirkung der Gehörknöchelchenkette ermöglichen eine Verstärkung von ca. 50 Dezibel (dB). Nur durch die Gehörknöchelchen kann der Schalldruck vom Medium Luft (äußeres Ohr) aufs Medium Flüssigkeit (Hörschnecke) übertragen werden.

Die Tube (Ohrtrompete)

Sie stellt die Verbindung des Mittelohres zum Rachenraum dar und dient der Belüftung desselben, damit im Mittelohr und im Gehörgang das gleiche Druckverhältnis herrscht. Nur dann kann das Trommelfell optimal schwingen und bestmöglich verstärken.

Das Innenohr

Die Hauptaufgabe des Innenohres besteht darin, den ankommenden Schall in Nervenimpulse umzuwandeln und somit das Hören zu ermöglichen.

Wie funktioniert das Hören?

Der Schall trifft als erstes auf die Ohrmuschel. Von ihr werden die Schallwellen gebündelt, gefiltert und in den äußeren Gehörgang reflektiert.

Durch das Filtern ist das Gehör in der Lage Schall zu orten, speziell, wenn er von vorne, oben, unten und hinten kommt.

Im äußeren Gehörgang trifft der Schall auf das Trommelfell. Dieses setzt die drei Gehörknöchelchen Hammer, Ambos, Steigbügel des Mittelohrs in Aktion. Diese übertragen die Schwingungen über das ovale Fenster auf das Innenohr (Cochlea). Bei dieser Übertragung wird Energie verloren. Daher verstärken die 3 Knöchelchen die Schallenergie so präzise, dass dieser Verlust kompensiert wird.

In der Cochlea treten die Sinneshärchen mit der vibrierenden Innenohrflüssigkeit in Resonanz und verwandeln die mechanischen Schwingungen über Ionenaustausch in elektrische Impulse.

Im Stammhirn werden diese elektrischen Impulse in hoch spezialisierten Zellansammlungen (Nuclei) verarbeitet. Es gibt Nuclei, die nur feuern, wenn ein Geräusch einsetzt, andere nur wenn es endet, andere wenn die Schallwellen höher werden, oder tiefer, oder lauter, oder leiser – für alle diese Veränderungen gibt es eigene Zellen.

Im Mittelhirn wird der Schall geortet. Dieser hochkomplexe Vorgang geschieht durch mehrere Prozesse, je nachdem ob es sich um hohe oder tiefe Frequenzen handelt, ob die Frequenzen von rechts oder links bzw. ob sie von vorne, oben, unten oder hinten kommen. Diese Prozesse laufen parallel, denn aus einer Fülle von Geräuschen können einzelne herausgefiltert werden wie beispielsweise Sprache in einer überlauten Disco, oder das läuten eines Handys mitten im Straßenlärm. Im Mittelhirn wird also aus all diesen Informationen eine akustische Landkarte zusammengesetzt.

Dort werden die Geräusche auch mit abgespeicherten Erfahrungen abgeglichen. Im Limbischen System werden daraufhin Reaktionen ausgelöst. Bei positiv besetzten Geräuschen werden zum Beispiel Glückshormone ausgeschüttet, bei Gefahr Adrenalin zur Flucht oder Verteidigung.

Das bewusste Hören findet erst statt, wenn die Impulse in der äußeren Gehirnrinde – im Hörzentrum – verarbeitet werden. Im Sprachzentrum findet beispielsweise die Analyse und Interpretation von Sprache statt. Diese hochkomplexen Präzisions-Vorgänge finden in rasend schneller Geschwindigkeit ein ganzes Leben lang ohne Unterbrechung statt.